Lea Mägli: Der Diskurs über Vermittlungswissen am Beispiel Buddhismus im Schulfach Religionen, Kulturen, Ethik
Schwerpunkt 2

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Beginn: 2021

Co-Betreuung: Prof. Dr. Roland Reichenbach (Universität Zürich), Prof. Dr. Ulrich Pagel (SOAS, University of London), Prof. Dr. Petra Bleisch (HEP|PH Freiburg)

 

Projektbeschrieb

In schulischem Unterricht stellt sich die Frage, was als vermittlungswertes Wissen gilt in Bezug auf eine bestimmte Thematik (Buchardt, 2014) und wie dieses ausgewählte Wissen durch die beteiligten Akteur·innen und durch Lernmedien zu Vermittlungswissen umgeformt und damit «didaktisiert» wird (Schneuwly, 2021). Hierbei wird davon ausgegangen, dass zur Beantwortung dieser Fragen zuerst der bildungsbezogene Diskurs über das ausgewählte Thema rekonstruiert werden muss. Dieses Dissertationsprojekt ergründet diese Fragen exemplarisch in Bezug auf den Buddhismus und dessen Vermittlung im Rahmen des Fachunterrichts «Religionen, Kulturen, Ethik (RKE)» auf der Sekundarstufe 1 im Kanton Zürich.

Es wird in diesem Dissertationsprojekt danach gefragt, welches fachwissenschaftliche und fachdidaktische, aber auch populärkulturelle und biographische Wissen und welche Überzeugungen (Reusser & Pauli, 2014) zum Buddhismus und in begrenztem Masse zu Religion allgemein den Diskurs über Buddhismus und dessen Vermittlung im Rahmen des Schulfachs RKE konstituieren.

Diskurse werden dabei, in Anlehnung an eine wissenssoziologische Perspektive (Berger & Luckmann, 2021 [1966]), als beobachtbare, manifeste und beschreibbare soziale Praxen verstanden, die in unterschiedlichsten natürlichen Dokumenten sowie im mündlichen und schriftlichen Sprachgebrauch zu finden sind (Keller, 2011a).

Um den entsprechenden Diskurs zu erfassen, wird eine qualitative Mehrebenenanalyse (Keller, 2004) vorgenommen, wobei Korpora aus bereits vorhandenen Texten mit eigens erhobenen Daten kombiniert werden; in diesem Falle Transkripte von leitfaden-gestützten Interviews mit RKE-Lehrpersonen (Witzel, 2000). Nebst den Interviewtranskripten werden fachdidaktische Materialien, wie etwa der Lehrplan sowie Lehrmittel und Lernmedien, religionswissenschaftliche Grundlagenwerke und Medienberichte diskursanalytisch ausgewertet, wobei ein laufend angepasstes Kodierschema sowie offenes und axiales Kodieren zum Einsatz kommen (Keller, 2004; Keller, 2011; Diaz-Bone, 2002; Strauss & Corbin, 1996 [1990]).

Eine Rekonstruktion der vorhandenen Deutungsmuster des Diskurses wird zuerst in den einzelnen Dokumenten und anschliessend in einem zyklischen Prozess textübergreifend vorgenommen.

Damit kann ein Beitrag zur Theoriebildung in der religionskundlichen Fachdidaktik geleistet werden.

 

Literatur

Berger, P. & Luckmann, T. (2018). Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit (27. Aufl.). Fischer Taschenbuch.

Buchardt, M. (2014). Pedagogized Muslimness. Religion and Culture as Identity Politics in the Classroom. Waxmann.

Diaz-Bone, R. (2002). Kulturwelt, Diskurs und Lebensstil: Eine diskurstheoretische Erweiterung der bourdieuschen Distinktionstheorie. Leske und Buldrich.

Keller, R. (2011a). Diskursforschung. Eine Einführung für SozialwissenschaftlerInnen (4. Aufl.). VS.

Keller, R. (2004). Handbuch Sozialwissenschaftliche Diskursanalyse. VS.

Reusser, K. & Pauli, C. (2014). Berufsbezogene Überzeugungen von Lehrerinnen und Lehrern. In H. Bennewitz, M. Rothland & E. Terhart. Handbuch der Forschung zum Lehrerberuf (2. überarb. und erweiterte Aufl.) (S. 642-661). Waxmann.

Schneuwly, B. (2021). ‘Didactiques’ Is Not (Entirely) ‘Didaktik’: The Origin and Atmosphere of a Recent Academic Field. In E. Krogh, A. Qvortrup & S. T. Graf (Hg.). Didaktik and Curriculum in Ongoing dialogue (S. 164-184). Routledge.

Strauss, A.L. & Corbin, J. (1996). Grounded Theory: Grundlagen qualitativer Sozialforschung. Beltz.

Witzel, A. (2000). Das problemzentrierte Interview. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 1(1), Art. 22. https://doi.org/10.17169/fqs-1.1.1132