FE Trajectoires
Trajectoires
Ziel der Forschungseinheit TRAJECTOIRES ist es, Berufs-, Schul- und Bildungswege zu analysieren und dabei wichtige Fragen zur Entwicklung und professionellen Betreuung von (angehenden) Lehrpersonen zu berücksichtigen. Die Forschungseinheit operationalisiert ihre Fragestellungen, indem sie die Blickwinkel verschiedenster Akteur·innen aus dem Bereich Schule und insbesondere von (angehenden) Lehrpersonen untersucht. Aus einem multidisziplinären Blickwinkel heraus (Anthropologie, Psychologie, Pädagogik, Sonderpädagogik, Soziologie, Fremdsprachendidaktik etc.) analysiert die Forschungseinheit TRAJECTOIRES Berufs-, Schul- und Bildungslaufbahnen, Eingliederungs- und Mobilitätswege, die berufliche Entwicklung, Übergangs- und Abbruchprozesse, den Aufbau der beruflichen Identität, die Zusammenhänge zwischen Laufbahnen und beruflichen Umfeldern, den Einfluss von Arbeitskollektiven sowie die Betreuung von Lehrpersonen.
Die im Rahmen des Forschungs- und Entwicklungsprogramms 2022–2026 der FE TRAJECTOIRES angesprochenen institutionellen Belange zeigen sich auf verschiedenen Ebenen. International zeichnet sich zwar bis heute kein Konsens über die Ziele der Lehrpersonenausbildung ab, doch die Betrachtung von Berufswegen ermöglicht es, die jeweiligen Herausforderungen ans Licht zu bringen und Aus- und Weiterbildungsangebote auf der Grundlage beruflicher Fragestellungen zu entwickeln. Dieses Forschungsprogramm will daher Fragen aufwerfen, die einen Einfluss auf die Planung der Lehrpersonenausbildung haben – voraussichtliche Zahl der aus- bzw. weiterzubildenden Lehrpersonen, Karriereplanung, Gestaltung von Lehrplänen und Bildungsangeboten unter Berücksichtigung der beruflichen Anforderungen und Umfelder. Die berufliche Entwicklung bildet einen weiteren Schwerpunkt: Das Augenmerk darauf, wie Lehrpersonen selbst ihre Laufbahn betrachten, trägt dazu bei, besser zu verstehen, wie das Verhältnis zum Beruf entsteht, welche Interpretationsschemata vorrangig zum Einsatz kommen und welche Prozesse ab oder schon vor der Grundausbildung zum Aufbau der beruflichen Identität beitragen. Die Identifikation der erlebten Belastungen hilft, Bedürfnisse zu identifizieren sowie Bildungsangebote und Fördermassnahmen zu entwickeln. Durch die Berücksichtigung der Arbeitskollektive und die differenzierte Betrachtung der entsprechenden Dynamiken werden Hebel für die berufliche Entwicklung identifiziert. Letztere lässt sich jedoch auch durch das Prisma schulischer Laufbahnen betrachten, spiegeln sich darin doch die Veränderungen der Gesellschaft und die sich wandelnden Rahmenbedingungen für die Berufsausübung wider. Die Analyse der Laufbahnen von Schülerinnen und Schülern (SuS) und die Einbeziehung ihrer Blickwinkel helfen dabei, Massnahmen zu hinterfragen, kommende Baustellen im Bereich berufliche Entwicklung zu identifizieren und entsprechende Dynamiken in Arbeitskollektiven zu erdenken. Storytelling rund um Berufswege könnte zudem als Hebel in der Aus- und Weiterbildung eingesetzt werden, ähnlich wie die Verbalisierung von Erlebnissen aus dem beruflichen Alltag.
Die Verzahnung mit dem Bildungsauftrag der PH erfolgt im Weiterbildungsangebot, insbesondere über das Angebot Berufseinführung, sowie in der Grundausbildung für die Primarstufe bei Bildungsangeboten zum Thema berufliche Weiterentwicklung.
Forschungsschwerpunkte
Wege der beruflichen Entwicklung
Bei Schwerpunkt 1 geht es darum, die verschiedenen Wege aus dem Blickwinkel der beruflichen Entwicklung zu betrachten, wobei Letztere sowohl als Lernprozess als auch als Prozess der Identitätstransformation verstanden wird (Berger, 2021). Die Entwicklung äussert sich im Erwerb von Wissen, Fertigkeiten und professionellen Haltungen, aber auch in Modalitäten des professionellen Engagements, in Einstellungen zur Rolle der Lehrperson und im Aufbau der Fähigkeit zum Handeln und zur Beteiligung an einem Arbeitskollektiv. Mit dem Begriff der beruflichen Entwicklung werden Arbeit, Arbeitsumfelder und die entsprechenden Rahmenbedingungen in den Vordergrund gestellt: Arbeit ist sowohl die Quelle, aus der zum Lernen geschöpft wird, als auch der Zweck des Lernens. Pädagogische Glaubenssätze, Vorstellungen von Lehrberuf, Autonomie und Eigenverantwortung sowie der Grad der Akzeptanz bzw. Nichtakzeptanz kollektiver Normen (Altet, 2010) werden ebenso thematisiert wie die kritische Entwicklung von Wissen und Fertigkeiten oder auch die emotionale Intelligenz, die benötigt wird, um gut denken, planen, unterrichten und zusammenarbeiten zu können (Day, 1999). Einige Teilaspekte, die in der wissenschaftlichen Literatur und/oder in Aus- und Weiterbildungspraktiken bisher kaum Beachtung gefunden haben, sind Gegenstand von Forschungsprojekten in diesem Fünfjahresprogramm mit dem Ziel, Hebel für die Aus- und Weiterbildung oder die Prävention herauszuarbeiten. Beispiele hierfür sind die Verbalisierung von Emotionen und Fragen der Gesundheit am Arbeitsplatz. Praktiken zur Begleitung von Fachpersonen, die Schwierigkeiten haben, sollen darin konzeptualisiert werden. Weitere Themen von Projekten sind die Kontexte und Rahmenbedingungen in Ausbildungsstätten sowie Ressourcen im Zusammenhang mit spezifischen Ausbildungsangeboten (zweisprachiges Diplom) für den Aufbau der Identität und die Entwicklung beruflicher Praktiken.
Schulische Wege
In Schwerpunkt 2 werden Wege mit dem Fokus auf Schulerfahrungen von SuS betrachtet, deren Laufbahn mit einer Form sozialer, sprachlicher, kognitiver oder kultureller Andersartigkeit verbunden ist. In den entsprechenden Projekten werden verschiedene Arten von Laufbahnen analysiert, wie die oft als verbesserungswürdig wahrgenommene Laufbahn von SuS in Situationen transnationaler Mobilität (Kloetzer et al., 2022) oder diejenige von SuS, für die im Sinne des Projekts einer inklusiven Schule (UNESCO, 2016; Ainscow, 2016) niederschwellige oder verstärkte sonderpädagogische Massnahmen eingesetzt wurden. Ohne diese Wege und die damit einhergehenden Ressourcen und Herausforderungen als gleichwertig ansehen zu wollen, haben sie doch eines gemeinsam: Sie stehen zumindest zeitweise im Zusammenhang mit spezifischen Förder- oder Unterrichtsangeboten (sonderpädagogische Massnahmen, Einführungsklassen, Sprachkurse). Diese Angebote objektivieren einen Bedarf der jeweiligen SuS, einen Unterschied in ihrer Laufbahn oder ein Defizit hinsichtlich bestimmter schulischer Erwartungen, wobei die entsprechenden Massnahmen Abhilfe schaffen sollen. Dahinter zeichnet sich aber auch die Ambivalenz der Bildungspolitik ab, die auf inklusiven und zugleich selektiven Weisungen aufbaut, mit denen SuS, Familien und Lehrpersonen sich arrangieren müssen. Die Projekte in diesem Schwerpunkt haben daher zum Ziel, den Blickwinkel der SuS und ihrer Familien zu untersuchen. Gleichzeitig soll betrachtet werden, wie Lehrpersonen die schulischen Laufbahnen dieser SuS wahrnehmen, wie sie existierende Angebote einsetzen, wie sie sich gegenüber institutionellen Anforderungen positionieren und inwiefern sie die Fragen, die sich daraus im Arbeitskollektiv ergeben, ansprechen (oder ihnen ausweichen). Letztendlich geht es darum, Hebel in der Aus- und Weiterbildung und der Begleitung der Schulentwicklung zu identifizieren, mithilfe derer klassische Paradigmen von Assimilation und Integration (Oester, Boller & Kappus, 2007) hinterfragt und die Lebenswelten der Akteur·innen sowie soziale und bildungsbezogene Auswirkungen der öffentlichen inklusiven Bildungspolitik berücksichtigt werden können.
Wege der beruflichen Eingliederung
In Schwerpunkt 3 werden Laufbahnen aus dem Blickwinkel der beruflichen Eingliederung betrachtet, wobei Letztere als multidimensionaler, sozial konstruierter Prozess verstanden wird, an dem frisch diplomierte Lehrpersonen, arbeitgebende Schulen und Bildungsinstitute beteiligt sind (INSERCH, 2021). Mukamurera et al. (2013) beschreiben die berufliche Eingliederung anhand von fünf Dimensionen: Zugang zum Arbeitsmarkt, Rahmenbedingungen der Aufgabe, organisationale Sozialisation, Professionalismus und emotionale Dimension. Wie die berufliche Eingliederung vonstattengeht, hängt also gleichermassen davon ab, welche Positionen die Einzelnen zu einem gegebenen Zeitpunkt ihres Werdegangs innehaben – wobei die Zeit der Grundausbildung mit den ersten Berufsjahren verbunden wird – und welchen Sinn sie diesen Positionen geben (Girinshuti, 2020). Der Prozess der beruflichen Eingliederung spielt zugleich in politische, berufliche, institutionelle und bildungsbezogene Belange hinein (Wentzel et al., 2011; Broyon & Rey, 2016), von der Lehrpersonalplanung bis hin zur beruflichen Weiterentwicklung. Wie frisch diplomierte Lehrpersonen ihre Ausbildung betrachten, lässt zudem Rückschlüsse darauf zu, ob die Grundausbildung geeignet ist, den gefühlten Bedürfnissen der Fachleute gerecht zu werden. Es zeigt sich nicht nur, wie individuell und immer vielfältiger die Wege, Profile und Aspirationen von Lehrpersonen sind, sondern auch, ob und inwieweit die Ausbildung den sich wandelnden Anforderungen in der Praxis Rechnung trägt. Die Untersuchung der Herausforderungen, Strategien und Bedürfnisse, die speziell zu dieser Phase der beruflichen Laufbahn gehören, steht im engen Zusammenhang mit der Entwicklung und Begleitung von Aus- und Weiterbildungsangeboten der HEP|PH FR. In diesem Schwerpunkt geht es also darum, anhand unterschiedlicher Projekte die Entwicklung der Schulen wie auch der Lehrpersonen, die dort unterrichten, zu fördern und gleichzeitig die Rolle der Schulleitungen in diesem Prozess zu untersuchen. Des Weiteren sollen die Laufbahnen und Erfahrungen von Absolvent·innen mit besonderen Profilen analysiert werden (zweisprachiges Diplom oder berufliche Neuorientierung).
Unser Forschungsprogramm will Fragen aufwerfen, die einen Einfluss auf die Planung der Lehrpersonenausbildung haben – voraussichtliche Zahl der aus- bzw. weiterzubildenden Lehrpersonen, Karriereplanung, Gestaltung von Lehrplänen und Bildungsangeboten unter Berücksichtigung der beruflichen Anforderungen und Umfelder.
Unsere Projekte
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